Wer blind - wie der Lehrer Benjamin Platz und seine treuen Gefolgsleute von der JU am Sitzenbleiben als einzig mögliche Variante des persönlichen Reifeprozesses festhält, reitet das alte Pferd der dreigliedrigen Schule und der Mutter am Herd, die sich nachmittags am besten nur um die Kinder kümmert. Die zuständige Bildungsministerin Doris Ahnen hat in der vergangenen Plenardebatte zu diesem Thema bereits von einer Phantom-Debatte gesprochen, die die CDU an dieser Stelle führe. Da wird munter von Seiten der CDU gegen eine Abschaffung des Sitzenbleibens in der Schule polemisiert, obwohl die Abschaffung überhaupt nicht zur Debatte steht.
Tatsächlich geht es darum, dass in einem Modellversuch ein begrenzter Kreis von Schulen aller Schularten die Chance erhalten soll, durch die selbstständige Entwicklung und Umsetzung von Förderkonzepten das Sitzenbleiben zu minimieren und so weit wie möglich überflüssig zu machen. Klares Ziel ist es, neue Wege für die individuelle Förderung in der Praxis zu enzwickeln und zu testen. Diese Fakten sind den Bildungspolitikern im Lande sehr wohl bekannt. Bleibt also die Frage, warum die hiesige CDU die fachpolitische Argumentation scheut? Es geht ganz offensichtlich um parteipolitische Positionierungen, für die die Faktenlage kurzerhand mal verkürzt wird. Und es bleiben noch andere Fragen: Hat die Jugendvertretung der CDU etwas gegen die Entwicklung von Förderkonzepten? Hat sie etwas dagegen, dass mithilfe neuer Konzepte das Sitzenbleiben minimiert werden soll? Sieht so aus, als müsste das neu gegründete Netzwerk erst mal verstehen, worüber es redet!