Einsamkeit ist ein großes Thema unserer heutigen Gesellschaft und zwar nicht nur bei
älteren Menschen, darin bestand Einigkeit unter den Initiatoren einer
Diskussionsveranstaltung im Rülzheimer Centrum für Kunst und Kultur unter dem Motto
„Gemeinsam gegen Einsam“.
In Deutschland sind ca. 14 bis 16 Prozent aller Menschen betroffen. Das Land hat deshalb
im Frühjahr 2023 mit der Ausarbeitung einer konkreten Strategie gegen Einsamkeit
begonnen. Die Ergebnisse sollen im Herbst 2024 vorgestellt werden und die
Bundesstrategie unterfüttern. Bestehende Maßnahmen sollen gestärkt und neue Angebote
entwickelt werden, die gegen Einsamkeit wirken.
Die Veranstalter, der SPD Gemeindeverband Rülzheim zusammen mit dem SPD Kreisverband
Germersheim, hatten sich Fachleute mit kurzen Impulsreferaten dazu eingeladen, um auch
praxistaugliche Wege heraus aus der Misere aufzuzeigen.
Wolfgang Röhrling, Vorsitzender des örtlichen Sozialverbandes, führte in das Thema ein
und betonte, dass man erst das Vertrauen der Menschen erlangen müsse, ehe diese sich
Anderen öffnen würden und um Hilfe nachsuchten. Dabei komme den Kommunen eine
entscheidende Bedeutung zu.
Einsamkeit ist häufig unsichtbar und daher ist es wichtig, dieses gesellschaftliche Thema
sichtbar und bewusst zu machen. Besondere Risikogruppen sind Empfänger von
Sozialleistungen sowie Menschen mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderungen
oder chronischen Erkrankungen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Menschen mit
psychischen Störungen sowie Menschen in Pflegeeinrichtungen. Auch Hochaltrige sind oft
von Einsamkeit betroffen. Neben psychologischen Faktoren sind es somit oftmals
strukturelle Gründe, die zu Einsamkeit führen. Auch die Veränderungen in der Arbeitswelt
führen zu neuen Herausforderungen in dieser Thematik. Der Arbeitsplatz ist ein wichtiger
Sozialraum, der durch immer mehr Heimarbeitsplätze/Homeoffice verloren geht und
zwischenmenschliche Kontakte reduziert.
SPD-Landratskandidat Ziya Yüksel verwies auf Programme des Landes, wie die
„Gemeindeschwester Plus“ und die „Digitalbotschafter“ für ältere Menschen, mit denen
die Problematik wirksam angegangen werde.
Das Angebot der Gemeindeschwester Plus richtet sich an hochbetagte Menschen, die noch
keine Pflege in ihrem häuslichen Umfeld benötigen. Sie werden zuhause besucht,
individuell beraten und erhalten Hilfemöglichkeiten aufgezeigt, damit sie noch möglichst
lange selbstbestimmt ihr Leben im bisherigen Wohnumfeld verbringen können. Im
Vordergrund stehen Fragen der Alltagsbewältigung, Mobilität, Wohnraumanpassung und
eben gerade Konzepte zur Bekämpfung der Einsamkeit.
Landtagsabgeordnete Dr. Katrin Rehak-Nitsche ergänzte: „Ein weiterer Baustein auf
Landesebene ist die Initiative „Neue Nachbarschaften – engagiert zusammen leben in
Rheinland-Pfalz!“. Wegen der Vielfalt an Erscheinungsformen braucht es ein starkes
besonders auch lokales Netzwerk von verschiedenen Akteuren, Einrichtungen und
Fachleuten, die sich um das Thema kümmern und welche die betroffenen Menschen vor Ort
direkt ansprechen können“.
Celina Heger führte in das Landesprogramm „Digitalbotschafter“ ein, für welches sie sich
bei der Medienanstalt Rheinland-Pfalz verantwortlich zeichnet. Dort werden seit dem Jahr
2018 Ehrenamtliche ausgebildet, welche der Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren die
digitale Welt näherbringen sollen. Insbesondere zur digitalen Kommunikation sollen die
Senioren befähigt werden, was ein probates Mittel zur Überwindung der Einsamkeit
darstelle. Inzwischen seien mehr als 600 Digitalbotschafter im gesamten Land ausgebildet
worden, welche in einem Jahr mehr als 2200 Angebote umgesetzt und damit ca. 5100
ältere Menschen erreicht hätten. Bei den kostenlosen Angeboten werde gezeigt, wie man
digitale Geräte bediene, Informationen im Internet finde und z.B. Fahrkarten für den
öffentlichen Personennahverkehr buchen könne.
In der anschließenden Diskussion war man sich einig, dass das Angebot der
Digitalbotschafter bekannter gemacht werden müsste und sinnvollerweise in die
vorhandenen Familienbüros zu integrieren seien. Hier könnte eine Vernetzung mit allen
anderen Institutionen erfolgen, welche in der jeweiligen Verbandsgemeinde oder
kreisfreien Stadt Seniorenarbeit leisten. An dieser Stelle könnten hauptamtliche Strukturen
mit dem Ehrenamt des Digitalbotschafters verschränkt werden, um dieses noch effektiver
zu gestalten.
Wichtig ist das Thema auch aus demokratietheoretischer Sicht, denn wie wissenschaftliche
Untersuchungen belegen, spielt Einsamkeit eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines
rechtsextremen Weltbilds. So neigen zwei Drittel der Menschen, die sich einsam fühlen und
denen die gesellschaftliche Teilhabe fehlt, zu anti-demokratischen Einstellungen. Auch hier
zeigt sich, dass Einsamkeit kein individuelles Problem ist, sondern dass es um den
Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und unsere Demokratie geht.
Abschließend versprach Ziya Yüksel, dass er sich in seiner weiteren kommunalen Arbeit für
Seniorenbeauftragte stark machen wolle, weil ältere Menschen nach einem arbeitsreichen
Leben es verdient hätten, mehr Beachtung und Hilfen zu erhalten.